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Dear Life. Hello.

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Gläsernes Ich

12/9/2016

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Wie ist das jetzt mit dem gläsernen Menschen? Was tut die Tatsache, dass wir heute alle mehr oder weniger durchschaubar und einordenbar sind? Jeder hat inzwischen schon mal was davon gehört oder gelesen oder es zumindest geahnt - seit es Internet gibt, existiert sowas wie Privatsphäre nicht mehr. Unsere Fotos, unsere Likes, unsere Einkäufe und Aufenthaltsorte, unsere Vorlieben, unsere gesamte Kommunikation: BIG DATA. Und somit sind wir auffindbar, sind wir virtuell sichtbar. Und zwar, wie im aktuellen Artikel der Online-Zeitung DAS MAGAZIN geschrieben und erklärt wurde, deutlicher als den meisten bewusst ist. Nicht nur unsere Handys und Computer, sondern auch diverse Vorteils- und Mitgliedskarten, Kreditkarten und Abonnements formen ein Bild von jedem von uns.
     Aber zurück zur Frage: Was bedeutet das nun? Ist das denn gefährlich? Oder kann mir das blunzn sein? Geht es nur um Eitelkeit und strategisch platzierte Werbung oder mehr? Michal Kosinski beantwortet diese Fragen mit dem Wort "Bombe". Denn es geht, wie er aufzeigt, um wesentlich mehr. Die von ihm weiterentwickelte Methode zur Persönlichkeitsvermessung im Rahmen der Psychometrie ist äußerst effektiv und durchaus spannend, aber auch hoch explosiv. In den Händen von Wahlbeeinflussungsfirmen zum Beispiel werden Ergebnisse erzielt, die über die Relevanz eines werbungsgesteuerten Spontankaufs weit hinausgehen. Menschenmassen können in ganz grossem Stile manipuliert werden und das verhilft jenen, die es (sich leisten) können, zu mächtigen Erfolgen.
​     Und was machen wir jetzt? Ziehen wir uns zurück von unseren Smartphones und Tablets? Zahlen nur noch bar? Namensänderung, neuer Wohnort und nie mehr in die USA einreisen? Beziehungsweise überhaupt nie mehr reisen, zumindest an keinen Ort, dessen Erreichen mit der Benutzung des Passes verbunden ist? Fotos wieder in der Rotlichtkammer selbst entwickeln, und die Billacard schmeiß ich in den Müll. Dann bin ich so anonym wie eben möglich. Dann kann mir keiner mehr speziell auf mich zugeschnittene Werbung zukommen lassen. Dann kann mir niemand mehr Videos schicken, die meine Gefühlswelt in die eine oder andere für irgendjemand gewinnbringende Richtung lenken. Zurück zum Transistorradio oder noch besser ganz ohne.
     Aber reicht es denn überhaupt, dass meine Data nicht so einfach zu sammeln ist? Muss ich dann nicht auch dafür sorgen, dass ICH nicht so viele Daten sammle? Schließlich formen alle Medien mein Bild von der Welt - nicht nur die sogenannten neuen Medien - und manipulieren mein Handeln dadurch. Den Fernseher sollte ich besser abschaffen. Und das Radio auch. Zeitung sowieso. Steht ja viel Meinungsbildendes drin. In Pippi Langstrumpf übrigens auch.
     Gut. Ich ziehe den Schluss, entweder totaler Rückzug aus der durch Medien gelenkten Gesellschaft oder aber ich beschließe, es genügt mir, allen meinungsbildenden Stimmen gegenüber möglichst kritisch zu sein. Mir immer vor Augen zu halten, dass ALLES Gesprochene und Geschriebene und Verbildlichte subjektiv und intentional ist. Und es liegt an mir, zu selektieren, reflektieren und meine (möglichst) eigene Meinung zu formen. Und zwar immer. Wenn ich ins Kino gehe, muss ich eine Haltung dazu entwickeln, wie ich das finde, dass fast alle Frauen "oben ohne", dafür aber mit viel Make-up gezeigt werden. Wenn ich in die Schule gehe, muss ich mir bewusst machen, dass alles mir Vermittelte bereits interpretiert ist. Und wenn ich auf facebook über einen Artikel stolpere, dann sag ich mir erst mal, dass durchaus die CIA dahinterstecken könnte. Oder eben Trump.
     Und dann schicke ich zum Ausgleich weitere sieben eigene Gedanken in Blogpost-Form in die unendlichen Weiten des Internets und produziere so ein bißchen mehr Data zu meiner Person und ein bisschen mehr Data zur Beeinflussung der Gesellschaft. Verstrickt im Netz und um Bewusstheit darüber bemüht.
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    Julia Koch

    Schauspielerin.
    Schreibende.
    ​In Wien.
    ​

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