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Dear Life. Hello.

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Markus

11/2/2018

4 Kommentare

 
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Markus ist ab dem fünften Lebensjahr im SOS-Kinderdorf aufgewachsen und kam im Alter von zehn Jahren zu einer Familie die ihn aufgenommen und später adoptiert hat.  Heute hat Markus selbst einen Sohn und erlebt durch Leonard einen Teil seiner eigenen Kindheitsgeschichte wieder.
 
Markus:  Als Leo in den Kindergarten kam und ich ihn hinbrachte, hatte ich plötzlich so eine Art Panikattacken. Ich wusste überhaupt nicht, woher das kam und was los war. Ich dachte: „Jetzt hat’s mich erwischt.“ Und dann saß ich einmal mit der Sabi (Anm.: Markus’ Frau) beim Essen und fing grundlos an zu heulen wie irre. Meine Therapeutin hat dann den Zusammenhang zwischen Leos Alter und der Zeit, die ich ungefähr im selben Alter damals erlebt habe, aufgezeigt. Danach ist das dann abgeklungen – die Panikattacken. Waren einfach wieder weg.
 
Julia: Das hat also die Zeit wachgerufen, als du ins Kinderdorf kamst... Welche Bilder aus den ersten Kindheitsjahren sind dir denn geblieben?
 
Markus: Ich habe den Eindruck, dass ich immer ein glückliches Kind war. Ich erinnere mich sehr gerne an meine Kindheit, besonders an den Garten bei meiner leiblichen Mama. Da gab es einen richtig wilden Garten. Ich hab einen Hund g’habt, und Hühner und einen Hasen. Es war wirklich ein total wilder Garten. Ich war den ganzen Tag nur in diesem Garten und hab das extrem leiwand g’funden – als wär ich im Urwald. Diesen Eindruck hatte ich wirklich. Ich bin dann wegen Verwahrlosung weggekommen. Aber für mich war das einfach der Urwald und total cool. Ich hab das überhaupt nicht verstanden in dem Moment.
 
Julia: Kannst du dich an diesen Moment, an diesen Bruch in deinem Leben erinnern?
 
Markus: Ich erinnere mich sogar genau an den Moment als die Sozialarbeiterin zur Türe reingekommen ist, mich einfach genommen hat und mit mir gegangen ist. Das war heftig. Aber ich weiß auch noch, dass ich dann schon wieder glücklich zur Tür des Kinderdorfs hineinspaziert bin und sich alle gewundert haben wie fröhlich ich war. Ich hab nie zurückgeschaut. Kein einziges Mal.
 
Julia: Und deine Mama? Wie ging es der?
 
Markus: Ich werde das leider nie fragen können, weil meine leibliche Mutter inzwischen gestorben ist. Eigenartigerweise war sie übrigens am Papier viel länger meine Mutter als ich wusste. Erst als ich geheiratet habe, hat sich am Standesamt herausgestellt dass sie immer noch als meine Mutter registriert war. Sie hatte ihre Zustimmung zur Adoption nie gegeben. Und so wurde ich erst im Erwachsenenalter – nach ihrem Tod –  offiziell von meinen Eltern adoptiert. All das kam bei meiner Hochzeit ans Tageslicht  und hat mich schon etwas aus der Bahn geworfen.
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Im Alter von zehn Jahren verließ Markus das Kinderdorf ebenso abrupt wie sein erstes Zuhause um zu seiner neuen Familie zu ziehen und schaute wiederum nie mehr zurück.
 
Markus: Ich habe das Leben so in Episoden gelebt, die dann irgendwann vorbei waren.
 
Julia: Diese Wechsel waren sicher nicht immer einfach...
 
Markus: Hm, na ja, das mit dem Namen war kurzfristig ein Problem für mich – dass ich anfangs nicht denselben Nachnamen hatte wie meine neue Familie. Dadurch wurde der Unterschied so sichtbar und ich habe mich nicht als Teil der Familie gesehen. Aber das wurde dann ja geändert.
 
Julia: Und wo war eigentlich dein leiblicher Vater in der ganzen Geschichte?
 
Markus: Ich weiß gar nicht, wer das ist. Mein jetziger Vater war für mich einfach immer schon mein Vater.
 
Julia: Und im Kinderdorf hattest du auch keinen Vater? Nur eine Mama?
 
Markus: Ja. Mir ist es hervorragend gegangen mit den Frauen, mit denen ich aufgewachsen bin als Kind. Meine Mama, die Oma, die Uroma, die Kinderdorfmama... Ich kann mich nicht erinnern, dass mir der Vater damals abgegangen wäre. Im Kinderdorf hatten die anderen Kinder ja auch keinen Vater... Später, als dann mein Vater in mein Leben gekommen ist, war der allerdings dann sehr wichtig. Es war schon was anderes, einen Mann als Bezugsperson zu haben.
 
Julia: Was hat dir dein Papa mitgegeben?
 
Markus: Gelassenheit. Zuhören. Das sind Eigenschaften, die ich eigentlich nicht so hatte. Geduldig sein. Mein Vater war immer geduldig mit mir und ist mit allem umgegangen, was bei mir war. Es hat schon eine Phase gegeben in meiner Pubertät, in der ich unzufrieden war, mich vom Leben ungerecht behandelt gefühlt hab. Und er war immer geduldig. Es war immer ok, was ich gemacht hab. Wobei man dazu sagen muss, so richtig bin ich nie in den Konflikt gegangen. Im Hinterkopf war ich ja auch immer dankbar, weil ich ja gewusst hab, meine Eltern hätten das nicht machen müssen... Die hatten ja schon zwei Kinder und haben dann auch noch mich aufgenommen. Noch dazu war ich ein älteres Kind, das schon viel mitgebracht hat. Das war mir immer irgendwo bewusst. Ich konnte also nie wirklich in den Konflikt gehen, mich wirklich beschweren. ... Wobei ich jetzt im Nachhinein schon erkenne dass ich mir die Situation ja nicht ausgesucht hatte. Sie haben mich ausgesucht.
 
Julia: Inzwischen bist du ja selbst Papa. Was hat das Papa-sein in deinem Leben verändert?
 
Markus: Ich glaube, wenn man Kinder bekommt, zeigt sich oft erst, wie man in einer Beziehung wirklich zurecht kommt und wie verschieden man teilweise ist. Wie verschieden man unter Umständen aufgewachsen ist zum Beispiel, was man selbst mitbringt – verschiedene Leben. Das sieht man dann daran, wie man das eigene Kind erzieht oder erziehen möchte. Die Vergangenheit holt einen ein.
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Julia: Was hältst du da für ratsam?
 
Markus: Wenn man ein Kind bekommen oder adoptieren möchte, muss man sich als allererstes fragen, warum man das überhaupt möchte. Warum will man ein Kind haben? Bei manchen ist das nämlich einfach so, dass sie ein Kind haben wollen, wenn es in der Beziehung nicht mehr gut läuft, oder aber wenn es grade ins Konzept passen würde, in den Zeitplan...
 
Julia: Vielleicht haben manche das Gefühl, es fehlt was im Leben und versuchen, das Defizit damit auszugleichen...
 
Markus: Genau. Dann sollte man sich eher einen Hund nehmen. Einen Chihuahua oder so.
 
Julia: Wie war das denn bei euch – die erste Zeit mit Kind?
 
Markus: Unglaublich. Der Leo ist viel zu früh auf die Welt gekommen. Er war 1.036 Gramm schwer und so groß wie ein Packerl Milch. Wir hatten eine Puppenwippe für ihn, weil er zu klein für normale Babywippen war. Und er wurde in einer Salatschüssel gebadet. Wir haben ihn mit der Pipette gefüttert. Nach zwei Milliliter Milch ist er immer erschöpft eingeschlafen. So hat das begonnen.
 
Julia: Inzwischen ist er ja schon viel größer und schwerer und gut auf den Beinen. Was möchtest du ihm den mitgeben?
 
Markus: Mir ist wichtig, dass er ein sehr stabiles Zuhause hat. Die Sabi, er und ich, wir sind Familie. Dafür haben wir uns entschieden und da fährt der Zug drüber. Witzig ist, dass der Leo zu spüren scheint, dass das bei mir anders war, dass ich anders aufgewachsen bin als er. Er kennt das Konzept von Adoption noch nicht, aber er hat mich eines Tages plötzlich gefragt, wo ich geschlafen habe als Kind, wenn ich traurig war. Ob ich bei meiner Mama war. Die Art der Fragen, die er gestellt hat, zeigte, dass er merkte, dass ich damals nicht immer bei ihr war, bei seiner Oma, dass ich vorher wo anders war. Es wirkte, als ob er sich Sorgen um mich machte. Kinder haben ein sehr besonderes Gespür – faszinierend.
 
Julia: Du scheinst deine eigene Kindheit, den Weg und die Wendungen, die sie genommen hat, nicht als sonderlich schwierig zu erachten. Du wirkst, als schätzt du sie sehr.
 
Markus: Na, absolut. Ich würde sie nicht tauschen wollen. Ich kann mich erinnern, als ich acht war zum Beispiel, da wollte ich auf keinen Fall älter werden. Wegen dem Völkerballspielen. Ich hab mir gedacht, das ist das Coolste, was es gibt, ich wollte das nicht anders haben.
 
Das scheint eine Fähigkeit zu sein, die Markus früh gelernt und beibehalten hat – im Moment zu sein und den als den Besten zu empfinden.
 
Markus: Ja, ich glaub, das kann ich. Nicht jede Kinderdorf-Geschichte geht so gut aus wie meine. Bei mir ist ja alles gut ausgegangen, sag ich. Und das wirst auch du zum Schluss sagen. (lacht)
 
Ja, lieber Markus, das scheint mir auch so. :)
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4 Kommentare
Christian
16/2/2018 02:59:00 pm

Danke für deine wunderbaren Geschichten die das Leben so scheibt. Du stellst in sehr wertschätzender und einfühlsamer Weise diese Menschen in den Mittelpunkt.

Ivh hoffe noch viele spannende Lebensgeschichten hier lesen zu dürfen.

Liebe Grüße
Christian

Antwort
Julia
18/2/2018 06:17:50 pm

Lieber Christian,
das freut mich sehr! Danke für Deine Nachricht!
Julia

Antwort
Michael
18/3/2018 08:10:10 am

Liebe Julia, wunderschöner Blog. Jede Geschichte ein Genuss.
Michael

Antwort
Julia
18/3/2018 09:40:08 am

Schön zu hören! Danke, Michael! Liebe Grüsse, Julia

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    Ich bin Julia.

    Schauspielerin mit einer Leidenschaft zum Kochen, einer großen Liebe zu den Bergen und wild entschlossen, glücklich zu sein.
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